Es ist lange her: zum Jahreswechsel 2003/2004 übernahm ich für die Zeitschrift «viscom print + communication» die Verantwortung als Chefredaktor. Ich trat damals in grosse Fussstapfen: Franz Wick, der in Pension ging. Er galt für viele Jahre als ein «Grandseigneur» der grafischen Industrie. Branchenbekannt wurde er in seinen Tätigkeiten als Einkäufer der Zollikofer AG, parallel dazu arbeitete er für die Fachzeitschrift «DruckIndustrie» als Chefredaktor und Inserateverkäufer. Damals eine Traumkombination. Dies wurde mit der Zeit geändert und er war «nur» noch fürs Magazin verantwortlich. «Corporate Governance» lässt grüssen! Doch in der Branche war er nach wie vor bekannt wie ein «bunter Hund». Alle kannten ihn und er kannte alle. Franz Wick war nicht nur geschäftstüchtig, sondern auch ein Schreiber mit Leidenschaft. In einer Zeit, wo Fachmagazine mit trockener Fachsimpelei ihre Leserinnen und Leser malträtierten, setzte Franz Wick bereits auf «Homestory» und «Storytelling». Seine als Editorials getarnten, pfefferscharfen Marktbeobachtungen sorgten oftmals für Furore. «Gesehen, Gehört, Notiert», das war sein Credo. Und obwohl er als Inserateverkäufer sehr erfolgreich war, erklärte er klar und deutlich: «Inserateverkauf ist für mich immer die Pflicht, Schreiben die Kür!» Gegen Ende seiner beruflichen Karriere veränderte sich das Umfeld dramatisch. 1998 legten der viscom und die Zollikofer AG/St. Galler Tagblatt ihre beiden Fachmagazine «print» und «DruckIndustrie» zu «viscom print + communication» zusammen. Und weil in St. Gallen ein äusserst umtriebiger Chefredaktor sass, war klar, wer in dieser neuen Kombination den Ton angab. 2000 feierte Franz Wick, dank dem Boom im Stellenmarkt und einer grandiosen drupa, sein wirtschaftlich erfolgreichstes Jahr. Anfang 2004 ging er regulär mit 65 in Pension. Die zunehmende Dynamik der Digitalisierung behagte ihm nicht. Er erarbeitete bis zu seinem letzten Arbeitstag die Artikel mit Füllfederschreiber und Diktiergerät, danach wurde im Sekretariat abgetippt. Den Laptop, den er zum Schluss hatte, wurde für das Bearbeiten von E-Mails verwendet. Auch gingen viele seiner Ansprechpartner, die mit ihm in den «Sturm-und-Drang-Jahren» der grafischen Branche grossgeworden waren, ebenfalls in Pension. Im Gegensatz zu anderen «Grandsegnieurs» der Branche konnte und wollte er sofort loslassen. An der drupa 2004 absolvierte er eine Art Abschiedstournee. Während viele erwarteten, Franz Wick würde in der einen oder anderen Form der Branche erhalten bleiben, verkündete er: «Es ist vorbei!» Daran hielt er sich. Das Lebenskapitel grafische Industrie war für ihn abgeschlossen, und er konzentrierte sich komplett auf sein familiäres Umfeld und seine verschiedenen privaten Engagements. Oder, wie er es oft ausdrückte: «Tempi passati.» So verlor sich seine Spur. Erst durch einen Hinweis von Rolf Wyss erfuhr ich von seinem weiteren Schicksal. Die letzten Jahre waren, wie man vernehmen konnte, von einer chronischen Krankheit geprägt. Dabei sei er von seiner Frau Rita liebevoll umsorgt worden. Seinen Lebensabend verbrachte er in einem Pflegeheim in seiner Heimatregion Rorschach/Goldach. Hier verstarb er am 6. Dezember 2020, im Alter von fast 82 Jahren. Das ist nun schon rund ein Jahr her. Trotzdem an dieser Stelle der Nachruf auf eine starke Persönlichkeit, welche die grafische Branche der Schweiz über viele Jahre als scharfsinniger «Hofberichterstatter» mitgeprägt hat.